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Hilfsnetz gegen zunehmende Armut

Wegen des explosionsartigen Bedarfsanstiegs muss es bei der kurzfristigen Einrichtung der neuen „Fairkauf“ Kleiderkammer schnell gehen. Da kommen Mitarbeiter Irmi Dennerlein, Jana Fischer und Andreas Jansen ganz schön ins Schwitzen. Gefragt sind derzeit vor allem warme Wintermäntel, Stiefel und Pullover.

Das Rote Kreuz meldet einen deutlich gestiegenen Bedarf an Kleiderspenden.  "Die Zahl bedürftiger Würzburger hat deutlich zugenommen", stellt Irmi Dennerlein von der Kleiderkammer "Fairkauf" fest. Um die explosionsartig gewachsene Nachfrage bewältigen zu können, eröffnet der BRK Kreisverband am kommenden Dienstag (02.12.08) in der Neubaustraße eine zweite Filiale. "Wir bauen damit unser Hilfsnetz gegen die zunehmende Armut weiter aus", erläutert Dennerlein.

Die Räume der BRK Kleiderkammer in der Zeppelinstraße sind vielen Würzburgern bereits vertraut. "Vor allem Rentner, Arbeitslose und Empfänger von Sozialhilfe und Grundsicherung gehören zu unseren Kunden", erläutert Adriana Berdami-Strunz, Leiterin des Tageszentrums für seelische und soziale Gesundheit.

In den Regalen liegt qualitativ hochwertige Ware, die gegen einen geringen Unkostenbeitrag abgegeben wird. Die Preise bewegen sich zwischen ? 2 für eine Hose und ? 7 für einen warmen Mantel. "In Stadt und Landkreis soll keiner frieren, kein Kind in abgewetzter Kleidung in die Schule gehen müssen", begründet die Sozialpädagogin die niedrigen Preise. Die neue Filiale von Fairkauf wird durch Spenden finanziert. 

Wer die neue BRK Filiale betritt, wird auf den ersten Blick keinen Unterschied zu einem Modegeschäft feststellen. Ware, Verkaufsraum und Mobiliar sind in einem Topzustand. In den Fairkaufläden finden psychisch kranke Menschen angeleitete Beschäftigung sowie sozialpädagogische Betreuung. "Der Therapieanreiz beinhaltet, Kleiderspenden entgegen zu nehmen, zu waschen, zu bügeln und verkaufsfertig zu machen", erläutert Irmi Dennerlein-Bauer. 

Hin und wieder entlarven die Rotkreuzler bei Fairkauf auch Kunden, die Ware mit Gewinnabsicht erwerben um sie dann im Internet oder einem Secondhandladen zu verkaufen. "Das spricht zwar für die Qualität unserer Kleidung, doch bereichern sich solche Leute rücksichtslos auf Kosten anderer", stellt Adriana Berdami-Strunz klar.

Mangelhafte Kleidung die nicht bei Fairkauf landet, kommt beim Roten Kreuz nicht automatisch in den Reißwolf. Diese wird nochmals sortiert und Geeignetes für internationale Katastropheneinsätze eingelagert. Kleiderspenden können beim Roten Kreuz in der Zeppelinstraße 1 abgegeben werden.
Rückblickend spricht die Sozialpädagogin von einem "starken Anstieg der Hilfsbedürftigen". Im Vergleich zum Vorjahr habe das Rote Kreuz heuer bereits doppelt so viele Kunden in der Zeppelinstraße empfangen. Angesichts der aktuellen Wirtschaftsprognosen geht die Sozialpädagogin davon aus, dass die Armut für volle Fairkaufläden sorgen wird.

Nach Berdami-Strunz bedeutet Armut, dass die Existenzgrundlage eines Menschen gefährdet ist - dass er also Schwierigkeiten hat, sich ausreichend Lebensmittel zu beschaffen, angemessene Kleidung oder ein Dach über dem Kopf zu leisten. "Immer mehr Menschen fallen durch das soziale Netz, sind zunehmend auf die Hilfe der Wohlfahrtsverbände angewiesen", erläutert die Sozialpädagogin.

Die neue Filiale ist Dienstag und Mittwoch, jeweils von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Donnerstag und Freitag geht der Verkauf bis 18Uhr. 
Infos zu Fairkauf: 0931-800080; www.kvwuerzburg.brk.de

Text und Bild: Paul Justice


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