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Keine Stille Nacht - Heiligabend für die Rettungsdienste

Bild: BRK-Wachleiter Andreas Paatz (rechts) hat selbst Dienst am 1. Weihnachtsfeiertag, sein Kollege Alexander Kraus (links) wird am Heiligen Abend beim Roten Kreuz Dienst versehen. Er hofft auf eine ruhige Nacht in der Wache, „weil Notfälle gerade an Heiligabend Angehörige doppelt belasten“. Bildquelle: BRK Rettungsdienst
Notarzt Dr. Josef Schuster und die BRK-Rettungsdienstler Andreas Paatz und Michael Dittmann (v.l.n.r.) haben in der Heiligen Nacht beim Roten Kreuz Dienst. Sie hoffen auf eine ruhige Nacht in der Wache, „weil Notfälle gerade an Heiligabend Angehörige doppelt belasten“.
BRK Rettungsdienstleiter Jens-Uwe Greiner sowie die Rettungsassistenten Albin Nagengast und Stefan Keppner haben in der Heiligen Nacht beim Roten Kreuz Dienst. Sie hoffen auf eine ruhige Nacht in der Wache, „weil Notfälle gerade an Heiligabend Angehörige doppelt belasten“. Den Tannenbaum für ihre Wache schmücken die Rotkreuzler zwischen ihren Einsätzen.

Während am Heiligabend Kerzenschein und weihnachtliche Weisen in vielen Stuben für Stimmung sorgen, eilen draußen die Rettungsdienste mit Blaulicht und Martinshorn von einem Einsatz zum nächsten. Aus Erfahrung wissen die Lebensretter von BRK, Malteser und Johanniter, dass der Dienst am Mittwoch sicher keine stille Nacht wird.

Dr. Josef Schuster ist seit zwanzig Jahren in Würzburg als Notarzt tätig. Aus Gründen der Kollegialität stellt sich der gläubige Jude traditionsgemäß für den Dienst am Heiligabend zur Verfügung. Auch wenn Weihnachten für den 54jährigen Internisten keine religiöse Bedeutung hat, so geht das stimmungsvolle Fest auch nicht spurlos an ihm vorbei: "Schon als Kind war Weihnachten für mich was Besonderes, worauf wir uns auch gefreut haben. Zur Bescherung waren wir immer bei Freunden eingeladen". 

Dr. Schuster stellt sich darauf ein, Mittwochabend von Dienstbeginn an immer wieder unterwegs zu sein. Erst nach Mitternacht lasse die Zahl der Alarmierungen erfahrungsgemäß wieder nach. Das notärztlich behandelte Patientengut unterscheide sich allerdings kaum von dem in anderen Nächten. "Herzinfarkt, Schlaganfall, häusliche Unfälle, da ist alles dabei". Nachdem seit einigen Jahren Gaststätten und Diskotheken Heiligabend öffnen dürfen, kommen auch damit im Zusammenhang stehende Notfälle wie Alkoholvergiftungen und Verkehrsunfälle wieder häufiger vor.

Die Rettungsassistenten Albin Nagengast und Stefan Keppner vom Roten Kreuz wissen, dass gerade in der Heiligen Nacht vor allem Einfühlungsvermögen gefragt ist. Mit ihrem Rettungswagen (RTW) decken sie auch Notrufe ab, bei denen keine akute Lebensgefahr besteht, der Notarzt also nicht dazu gerufen wird. "Hinter plötzlichen Schmerzen, Atemnot und Kreislaufbeschwerden verbirgt sich häufig der Wunsch, nicht allein sein zu wollen". Entgegen vieler Erwartungen, kommen Suizidversuche Heiligabend seltener vor.

"Einsätze zu Weihnachten sind besonders oft mit Dramatik verbunden", weiß BRK Rettungsdienstleiter Jens-Uwe Greiner. Hierzu zählt der 39jährige Lebensretter vor allem Streitereien, akute Erkrankungen und  Todesfälle unter dem Weihnachtsbaum. "Auch durch Advents- oder Weihnachtskerzen ausgelöste Brände können das Fest in einen Horrortrip verwandeln".

Greiner mahnt zu weihnachtlicher Vor- und Rücksicht, "sowohl untereinander wie auch beim Umgang mit Gefahrenquellen". Wie Greiner aus Erfahrung weiß, werden Heiligabend oft akute Krankheitsgeschehen aus Rücksicht auf die festliche Stimmung ignoriert. "Das ist nicht nur falsch, das kann lebensgefährlich sein", so seine Warnung.

In der Heiligen Nacht sind nach Auskunft der Rettungsleitstelle der Berufsfeuerwehr im Stadtgebiet drei Rettungswagen, ein Krankenwagen und zwei Notärzte im Dienst. Hinzu kommen ein Fahrzeug in Kist, sowie Notarzt und RTW in Ochsenfurt. "Das entspricht der normalen Fahrzeugvorhaltung in anderen Nächten", so Jürgen Lahrsow, stellv. Chef der Rettungsleitstelle. Statistische Auswertungen belegen, dass die Transportzahlen in etwa genauso hoch sind wie sonst. Sollten die Mannschaften das Einsatzaufkommen dennoch nicht alleine bewältigen können, stehen ehrenamtliche Schnelleinsatzgruppen zur Verstärkung zur Verfügung.

Das Rote Kreuz wünscht sich keine weiße Weihnacht. "Unsere Fahrzeuge sind zwar für den Winter bestens ausgerüstet, doch kostet uns ein überraschender Schneefall mit glatten Straßen wertvolle Minuten", so Rettungsdienstleiter Jens Greiner. Um seinen Mitarbeitern den Nachtdienst zu versüßen, sorgt er für ausreichend Kaffee, Christstollen und Plätzchen. Nagengast und Keppner wollen im Nachtdienst zusammen mit ihren Kollegen in der Wache kochen. "Schnell und einfach muss das Gericht nur sein, sonst müssen wir es zwischen den Einsätzen mehrmals aufwärmen". Dr. Schuster verbringt die Nacht entweder auf der Straße im Einsatz oder zuhause bei seiner Familie. 

Text und Bild: Paul Justice


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