· Presse

Keine Stille Nacht - Heiligabend für die Rettungsdienste

Die Rettungsassistenten Simone Malina und Thorsten Stadler haben in der Heiligen Nacht beim Roten Kreuz Dienst. Sie hoffen auf eine ruhige Nacht in der Wache, „weil Notfälle gerade an Heiligabend Angehörige doppelt belasten“.

Während am Heiligabend Kerzenschein und weihnachtliche Weisen in vielen Stuben für Stimmung sorgen, eilen draußen die Rettungsdienste mit Blaulicht und Martinshorn von einem Einsatz zum nächsten. Aus Erfahrung wissen die Lebensretter von BRK, Malteser und Johanniter, dass der Dienst Donnerstag sicher keine stille Nacht wird.

Dr. Josef Schuster ist seit 28 Jahren in Würzburg als Notarzt tätig. Aus Gründen der Kollegialität stellt sich der gläubige Jude traditionsgemäß für den Dienst am Heiligabend zur Verfügung. Auch wenn Weihnachten für den 55jährigen Internisten keine religiöse Bedeutung hat, so geht das stimmungsvolle Fest auch nicht an ihm spurlos vorbei: "Schon als Kind war Weihnachten für mich was Besonderes, worauf wir uns auch gefreut haben. Zur Bescherung waren wir immer bei Freunden eingeladen".  

Dr. Schuster stellt sich darauf ein, Donnerstagabend von Dienstbeginn an immer wieder unterwegs zu sein. Erst nach Mitternacht lasse die Zahl der Alarmierungen erfahrungsgemäß wieder nach. Die Gründe für die Notarzt-Einsätze unterscheiden sich allerdings kaum von denen in anderen Nächten. "Herzinfarkt, Schlaganfall, häusliche Unfälle, da ist alles dabei". Nachdem seit einigen Jahren Gaststätten und Diskotheken Heiligabend öffnen dürfen, kommen auch damit im Zusammenhang stehende Notfälle wie Alkoholvergiftungen und Verkehrsunfälle wieder häufiger vor. 

Die Rettungsassistenten Simone Malina und Thorsten Stadler vom Roten Kreuz wissen, dass gerade in der Heiligen Nacht vor allem Einfühlungsvermögen gefragt ist. Mit ihrem Rettungswagen (RTW) decken sie auch Notrufe ab, bei denen keine akute Lebensgefahr besteht, der Notarzt also nicht dazu gerufen wird. "Hinter plötzlichen Schmerzen, Atemnot und Kreislaufbeschwerden verbirgt sich häufig der Wunsch, nicht allein sein zu wollen". Entgegen vieler Erwartungen, kommen Suizidversuche Heiligabend seltener vor.

"Einsätze zu Weihnachten sind besonders oft mit Dramatik verbunden", weiß Ernst Freier von den Maltesern. Hierzu zählt der 53jährige Lebensretter vor allem Streitereien, akute Erkrankungen und  Todesfälle unter dem Weihnachtsbaum. "Auch durch Advents- oder Weihnachtskerzen ausgelöste Brände können das Fest in einen Horrortrip verwandeln". 

Uwe Kinstle, Regionalvorstand der Johanniter, mahnt zu weihnachtlicher Vor- und Rücksicht, "sowohl untereinander wie auch beim Umgang mit Gefahrenquellen". Wie Kinstle aus Erfahrung weiß, werden Heiligabend oft akute Krankheitsgeschehen aus Rücksicht auf die festliche Stimmung ignoriert. "Das ist nicht nur falsch, das kann lebensgefährlich sein", so seine Warnung. 

In der Heiligen Nacht sind nach Auskunft der Rettungsleitstelle der Berufsfeuerwehr im Stadtgebiet drei Rettungswagen und zwei Notärzte im Dienst. Hinzu kommen ein Fahrzeug in Kist, sowie Notarzt und RTW in Ochsenfurt. "Das entspricht der normalen Fahrzeugvorhaltung in anderen Nächten", so Klaus Penzkofer, Chef der Rettungsleitstelle. Statistische Auswertungen belegen, dass die Transportzahlen in etwa genauso hoch sind wie sonst. Sollten die Mannschaften das Einsatzaufkommen dennoch nicht alleine bewältigen können, stehen ehrenamtliche Schnelleinsatzgruppen zur Verstärkung zur Verfügung. 

Das Rote Kreuz wünscht sich für Weihnachten Plustemperaturen. "Unsere Fahrzeuge sind zwar für den Winter bestens ausgerüstet, doch kosten uns Schnee oder Eisglätte wertvolle Minuten", so Rettungsdienstleiter Jens Greiner. Um seinen Mitarbeitern den Nachtdienst zu versüßen, sorgt er für ausreichend Kaffee, Christstollen und Plätzchen. Malina und Stadler wollen im Nachtdienst in der Wache kochen. "Schnell und einfach muss das Gericht nur sein, sonst müssen wir es zwischen den Einsätzen mehrmals aufwärmen". Dr. Schuster verbringt die Nacht entweder auf der Straße im Einsatz oder zuhause bei seiner Familie.  

Text: Paul Justiice
Bild: Michael Dittmann


Ansprechpartner
Medienanfragen richten Sie bitte an unseren Beauftragten für die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.