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Menschen mit verschiedenen Behinderungen in der Psychosozialen Notfallversorgung

Wir sind unterwegs durch die Zugabteile des ICE, auf der Suche nach einem Sitzplatz für meine blinde Kollegin und ihren Blindenführhund Landow. An unserem reservierten Sitzplatz wurden wir bereits abgewiesen, als störend und zu platzaufwendig empfunden und so wandern wir weiter. „Nein, hier ist kein Platz für einen Hund“ und viele weitere vermeintliche Ausreden bekommen wir zu hören. Dabei fühlen wir uns ein wenig wie Jesus und Maria, die bei ihrer Suche nach einer Herberge ebenfalls auf viel Ablehnung trafen. Auch wir haben schlussendlich noch einen Sitzplatz gefunden. Der Grund für diese Zugfahrt war ein Vortrag an der Hochschule Magdeburg / Stendal zum Thema Menschen  mit verschiedenen Behinderungen in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Eingeladen waren hierzu Herr Kreh von der Universität Innsbruck und Frau Wirth von der BRK Wasserwacht Rimpar. Herr Kreh beleuchtete die wissenschaftliche Seite dieses Themas und ging auf das neue Projekt EUNAD-IP ein, während Frau Wirth mit praktischen Beispielen, eigenen Erfahrungen und hilfreichen Tipps das Thema mit Leben füllte. Die Aufgabe von EUNAD-IP (Europäisches Projekt zur Hilfe für Menschen mit Behinderungen im Katastrophenschutz) ist es Konzepte zum psychosozialen Krisenmanagement für Menschen mit Behinderungen in komplexen Gefahrens- und Schadenslagen zu entwickeln und umzusetzen. Dabei werden verschiedene Trainings und Tools sowohl für Behinderteneinrichtungen als auch für die Hilfsorganisationen erstellt. Zum Beispiel gibt es Trainings für Einsatzkräfte zur Sensibilisierung für Einsätze mit Menschen mit Behinderungen oder Tools für Einrichtungen zur Erstellung von Evakuierungsplänen und Ähnlichem. Frau Wirth ergänzte die Ausführungen durch eigene Erfahrungen und Anekdoten aus ihrem Privatleben und konterte auf Bemerkungen wie z.B. „wie Sie ja auch in diesem Film gesehen haben“ trocken und kurz „Ne, hab ich nicht, wie auch!“. Sie gab Tipps zum Umgang mit Menschen mit Sehbehinderung und erklärte eindrücklich, wieso Blinde sich immer selbst bei anderen einhaken sollten und nicht einfach so mitgezogen werden dürfen oder wieso es so wichtig ist, alles was man tut und die Umgebung um einen herum, dem Blinden oder Sehbehinderten detailliert zu erklären. Der Vorteil von Frau Wirth für die PSNV besteht vor allem darin, dass sie sich nicht so auf die Umgebung konzentriert, sondern auf die Personen mit denen sie redet und dass sie Gefühle und Stimmungen von Personen deutlich schneller erkennt als Sehende.

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