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Mit Blaulicht unterwegs und von Parteien umworben

Wenn Rolf Müßig auf einer Wahlliste gestanden hätte, wäre er sicher mit einem guten Stimmenpolster in den Stadtrat eingezogen. Der 49jährige zählt zu den Ureinwohnern am Heuchelhof. Er kennt etwa jeden dritten Haushalt persönlich, sei es als BRK-Lebensretter, Beirat im Bürgerverein oder Geschäftsführer der Senioren- und Behinderteneinrichtungen der ARCHE gGmbH.
Müßig gehört zu den Leuten, die nirgendwo hingehen können, ohne in Gespräche verwickelt zu werden. "Einkaufen mit Papa braucht immer ewig lang, weil er an jeder Ecke aufgehalten wird", beschwert sich der 5jährige Jakob. "Der Heuchelhof ist halt doch ein Dorf", lacht Vater Müßig, der schon seit 26 Jahren im Stadtteil zuhause ist. So ist es gar nicht ungewöhnlich, dass der Chef von sechs stationären Pflegeeinrichtungen beim Metzger an der Kasse auch mal Angehörige berät.

Stolz sind Jakob und seine drei Geschwister wenn die Rettungsleitstelle ihren Vater zum Blaulichteinsatz am Heuchelhof alarmiert. Rolf Müßig ist seit 35 Jahren als Rettungssanitäter beim BRK aktiv, 14 davon als Helfer-vor-Ort am Heuchelhof. Vergangenes Jahr ist der ehrenamtliche Rotkreuzler zu 130 Einsätzen ausgerückt. "Da war alles dabei, vom Verkehrsunfall bis zum Herzstillstand", erinnert sich Müßig.

Helfer-vor-Ort sind ein zusätzliches Glied in der Rettungskette zwischen der Laienhilfe und dem qualifizierten Rettungsdienst. Wie Rotkreuzler Müßig berichtet, leisten die Helfer-vor-Ort am Heuchelhof auch eilige Sozialarbeit. "Dazu zählt die Angehörigenbetreuung nach Sterbefällen, ebenso die Vermittlung einer Kinderbetreuung wenn die alleinerziehende Mutter ins Krankenhaus muss".

Sorgen macht Müßig die ehrenamtliche Personaldecke, "sie reicht eben nicht um den Dienst rund um die Uhr zu gewährleisten". Er hat schon viel unternommen, um neue Lebensretter für den Heuchelhof zu gewinnen. So hat er über Würzburger Kliniken am Heuchelhof wohnendes Personal eingeladen mitzumachen. Auf einen Aufruf über diese Zeitung hat sich ein einziger Interessierter gemeldet. Müßig und seine Leute geben deswegen nicht auf, hoffen dass sich doch Stadtteilbewohner beim BRK zum HVO ausbilden lassen.

Rolf Müßig lebt gern am Heuchelhof, bedauert das schlechte Image das Würzburgs jüngster Stadtteil vielfach hat. "Es gibt nur wenige Stadtteile mit einer so optimalen Versorgungsstruktur, manchmal komme ich drei Wochen nicht vom Berg". Wichtig sei, den starken Migrantenanteil an der Bevölkerung zu berücksichtigen und in politische Überlegungen zu integrieren. Im Bereich seiner Sozialstation hat das Müßig umgesetzt: ca. 50% des Personals spricht russisch.

Zwei Parteien haben Rolf Müßig ihre Mitgliedsanträge zur Unterschrift vorgelegt, wissen um die sicheren Stimmen die ein Stadtratskandidat Müßig einfahren würde. "Ich will aber was direkt vor Ort bewegen, und das kann ich am besten wenn ich politisch unabhängig bleibe", erläutert Müßig seine Position. Im Bürgerverein Heuchelhof hat er sich vor zwei Jahren zu einem von fünf Beiräten aufstellen und wählen lassen. "Unser Ziel ist es, die Interessen der Heuchelhöfer außerhalb des Parteiensystems zu vertreten". So werden im Dialog mit Stadträten und Behörden vor allem Fragestellungen zur Verkehrsführung und -sicherheit besprochen. Aktuell geht es dem Beirat um die Sicherung von Fördergeldern zur Fortsetzung des Konzepts "Soziale Stadt".

Bild: Mit seinem kombinierten Geschäfts- und Einsatzfahrzeug gehört Rolf Müßig am Heuchelhof schon zum Stadtbild.

Text: Paul Justice
Foto: Main-Post


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