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Rettungsdienste kämpfen gegen Frost und Glätte

Rettungswagen im Schnee
Rettungsdecke

Anhaltende Minustemperaturen und Straßenglätte bringen die Rettungsdienste derzeit zum Schwitzen. Während glatte Straßen für rutschige Blaulichtfahrten und längere Anfahrtszeiten sorgen, ist die Zahl der Notfälle seit Jahresbeginn um etwa 20% gestiegen. 

Klaus Penzkofer, Leiter der Rettungsleitstelle der Berufsfeuerwehr, kennt derartig hohe Einsatzzahlen nur von Hitzewellen. "Am häufigsten werden wir zu sturzbedingten Knochenbrüchen gerufen, bei Verkehrsunfällen haben wir es nur mit einem leichten Anstieg der Patientenzahlen zu tun". 

"Die Kälte gefährdet jeden Notfallpatienten zusätzlich, ob bei Herzinfarkt oder Knöchelbruch", berichtet Michael Dittmann vom Roten Kreuz in Würzburg. Es könne lebensrettend sein, bei Notfällen im Freien schnell geeignete Maßnahmen zur Wärmeerhaltung zu treffen. Dittmann erinnert in dem Zusammenhang an Rettungsdecken, die inzwischen für Kfz-Verbandkästen Pflicht sind. Besser sei jedoch, in diesen Tagen zusätzlich noch eine warme Wolldecke im Auto mitzuführen.

Wer sich im Freien aufhält, soll sich Dittmann zufolge möglichst bewegen. Das gelte erst recht wenn der Körper zu Zittern beginnt. Spätestens da sollte der Betroffene jedoch auch die warme Stube aufsuchen. Dann gilt es, nasse Kleidung abzulegen und den Körper durch Bewegung und bei mäßiger Wärmezufuhr wieder an die Normaltemperatur heranzuführen. Grundlegend falsch sei es, den Körper mit Schnee einzureiben oder mit nasskalten Tüchern zu bedecken. 

Ist ein Patient längere Zeit der Kälte ausgesetzt, kann es passieren, dass der Körper zu Zittern aufhört, er somit in die nächste Stufe der Unterkühlung gerät. "In dieser Phase darf der Patient unter keinen Umständen mehr bewegt werden, das könnte zum Tod führen", warnt Michael Dittmann. Die Erhöhung der Körpertemperatur muss in dem Fall im Krankenhaus unter ärztlicher Überwachung erfolgen. 

Retter fahren mit sehr hohem Unfallrisiko

Schneefall und glatte Straßen führen dazu, dass manche Notfallpatienten länger auf rettende Hilfe warten müssen. "Schon bei normalen Straßenverhältnissen besteht bei Blaulichtfahrten ein siebenfach höheres Unfallrisiko, die winterlichen Straßen sind für unser Personal Stress pur", erklärt Uwe Kinstle, für den Rettungsdienst zuständiger Regionalvorstand bei den Johannitern.

Oliver Stahl, Unfallsachbearbeiter beim BRK, berichtet von mehreren Kleinunfällen mit Rettungsfahrzeugen. "Nur Kratzer und kleine Beulen, Schäden die bei den Straßenverhältnissen und unserer Arbeit kaum zu vermeiden sind". Erst vergangene Woche sei ein abgestellter Rettungswagen an einem Hang im Steinbachtal auf ein geparktes Fahrzeug gerutscht.  

Sollte ein Rettungswagen bei starkem Schnellfall mal stecken bleiben, können bei manchen Fahrzeugen per Knopfdruck Ketten, sogenannte Anfahrtshilfen, ausgeworfen werfen. "Ist bereits bei der Alarmierung abzusehen, dass die Rettungsfahrt durch Schneefall behindert werden könnte, wird ein mit aufgezogenen Schneeketten bereitstehender Rettungswagen besetzt", berichtet  Manfred Kirst, Rettungsdienstleiter bei den Würzburger Maltesern.  

Auch wenn alle Fahrzeuge des Rettungsdienstes mit Standheizungen ausgestattet sind, so gelingt nur schwer Wärme im Rettungswagen zu erhalten. "Ständig werden im Einsatz Türen und Klappen geöffnet, da ist die Kälte schnell an Bord", beschreibt BRK Rettungsassistent Thorsten Stadler die Situation. 

Hoher Krankenstand im Winter

Die gesundheitliche Belastung des Rettungsdienstpersonals selbst sei bei der aktuellen Wetterlage enorm, berichten die Rettungsdienste übereinstimmend. Im Tagesverlauf müssten die Einsatzkräfte häufig und schnell zwischen eiskalter und sehr warmer Umgebung wechseln, manchmal nach anstrengender Rettungsarbeit schwitzend und ohne Zeit sich die Jacke abzulegen. "Kein Wunder, dass in den Wintermonaten der Krankenstand im Rettungsdienst besonders hoch ist", so Manfred Kirst. 

Für Dr. Martin Kraus, Notarzt und stellv. Chefarzt beim BRK, ist warme, trockene Kleidung der beste Schutz vor extremer Kälte. "Am besten in vielen wärmedämmenden Schichten". Um die Haut vor Kälte und damit Austrocknung zu schützen, sollten alle offenen Hautpartien gut eingekremt werden. 

Auch Alkoholgenuss kann bei Minustemperaturen fatale Folgen haben. "Alkohol stellt die Blutgefäße weit, begünstigt also eine rasche Auskühlung", erläutert Kraus. Er empfiehlt als Getränk, warmen, gezuckerten Tee. "Der steigert nachweislich den Stoffwechsel, führt so zu einer Generation körpereigener Wärme". 

Text: Paul Justice
Fotos: Stefan Krüger


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