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Kiliani: Rettungsdienste simulieren den Ernstfall

„Die Anfangs abstrakte Simulation wurde schnell greifbar“. Dr. Uwe Zimmermann, im Rathaus Chef des Amts für Allgemeine Bürgerdienste und damit zuständig für die Sicherheit bei Großveranstaltungen, lässt sich an der Magnetwand von Rettungsassistent Schilling Phillippe in das angenommene Schadensszenario einweisen. Foto: Petra Rüb
Auch ohne Kunstblut und Hilferufe wurde bei Einsatzkräften von BRK, MHD und JUH Stress ausgelöst. Im Rahmen der Führungssimulationsübung hatten Notärzte und Sanitäter über 50 Patienten zu sichten, behandeln und in Kliniken zu transportieren. Foto: Max Kippnich
Foto: Max Kippnich

Viel Vorstellungsvermögen mussten Teilnehmer und Beobachter eines rettungsdienstlichen Führungssimulationstrainings mitbringen um über 50 zum Teil schwer Verletzte versorgen zu können. Als Schadensszenario einer großangelegten Übung der Würzburger Rettungsdienste BRK, Malteser und Johanniter wurde eine Verpuffung an einem Gastronomiestand auf Kiliani angenommen, an einem Samstagabend bei Hochbetrieb. "Strenge Sicherheitsbestimmungen und moderne Technik lassen einen solchen Unfall sehr unwahrscheinlich erscheinen, so ist aber letztlich der Auslöser eines Großschadensfalls fast beliebig austauschbar", macht BRK Rettungsdienstleiter Jens-Uwe Greiner deutlich.

Unter der Leitung von Martin Kolbe, BRK Ausbilder und Trainer der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) des Bundes, wurde mit der Übung erstmals in Würzburg ein Simulationskonzept eingesetzt, um vor allem Führungs- und Kommunikationsstrukturen zu überprüfen und im Bedarfsfall weiterzuentwickeln. "Statt Mimen als Verletzte wurden Patienten durch aufwendig gestaltete Klebekarten dargestellt", erläutert Stefan Simon, Übungsleiter der Malteser. Dazu wurden in Fahrzeughalle des BRK Katastrophenschutzes etwa 50 weiße Overalls ausgelegt. "Das hatte durchaus auch was gespenstiges", berichtet BRK Kreisbereitschafts- und Wachdienstleiter Martin Falger.  Laminierte und beklebte Blätter enthielten Informationen über Verletzungen und Patientendaten. An die Schadenstelle alarmierte Notärzte, Sanitäter und Schnelleinsatzgruppen mussten sich für die richtigen medizinischen Maßnahmen entscheiden. "Wichtig war vor allem aber, dass unsere Einsatzkräfte möglichst schnell erkennen, welche Patienten am dringendsten Hilfe benötigen", erläutert Matthias Neuhöfer von den Johannitern. In viertelstündigem Abstand mussten die Übungsteilnehmer Klebefelder auf den Patientenkarten freirubbeln und so Zustandsveränderungen ihrer Patienten freilegen.

Prof. Dr. Peter Kranke traf als zweiter Notarzt an der fiktiven Schadensstelle ein und übernahm die Sichtung der Patienten, also die ärztliche Festlegung der Behandlungs- und Transportprioritäten. "Ich bin überrascht, wie das Trainingskonzept auch ohne Kunstblut und Hilferufe bei den Teilnehmern Stress und Realitätsnähe erzeugt", bilanziert der erfahrene Notfallmediziner.

Die Aufgaben der Leitstelle wurden von der Besatzung des Einsatzleitwagens der Malteser eingespielt. Die Schnittstellen zur Polizei, zur Feuerwehr und den Medien wurden bei der Übung nur angedeutet. "Nachdem wir mit der neuen Simulationsmethode vertraut sind, können wir künftig auch unsere Blaulichtpartner einbinden", kündigt Jens-Uwe Greiner an.

Dr. Uwe Zimmermann, Jurist und Leiter des für Großveranstaltungen in Würzburg verantwortlichen Fachbereichs Allgemeine Bürgerdienste,  war von der Übung sehr beeindruckt. "Die anfangs abstrakte Simulation wurde schnell greifbar. Um für denkbare Großschadensereignisse gerüstet zu sein, müssen Strukturen und Abläufe immer auch praktisch trainiert werden". Als Kiliani-Veranstalter dankte Zimmermann als Vertreter der Stadt den 28 mitwirkenden Sanitätern und sechs Notärzten für ihren "beeindruckenden Dienst am Nächsten".

Etwa 38 Fahrzeuge der Würzburger Rettungsdienste waren im simulierten Blaulichteinsatz, ohne dass ein Martinshorn zu hören war oder ein Fahrzeug ausgerückt ist. "Alle in den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart sowie in Stadt und Landkreis Würzburg vorhandenen Fahrzeuge der Rettungsdienste wurden als Magnetkarten abgebildet und von der Leitstelle auf Anforderung der Einsatzleitung an Magnettafeln eingespielt", erläutert Rettungsassistentin Petra Rüb, die im Auftrag des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung die Übungsplanung koordiniert hatte. Auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen sollen Simulationstrainings in den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart folgen.


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