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Die Schlacht von Solferino
"Sono tutti fratelli": Dunant hilft heldenhaft in Oberitalien
Dunant brauchte dringend mehr Land und zusätzliches Wasser für seine Mühlen. Mit der Absicht, die Bewilligungen dafür zu erlangen, machte er sich auf den Weg zu Napoleon III. Mit dem Herrscher direkt zu verhandeln, war seine letzte Hoffnung. In Paris hörte er, dass der Kaiser mit einem großen Heer zu einem Befreiungskrieg in Oberitalien unterwegs sei. Dunant beschloss, den Kaiser Napoleon III. in Italien aufzusuchen.
Nach mehrtägiger Fahrt in Pferdekutschen kam er todmüde in Castiglione delle Stiviere südlich des Gardasees an. Dort bot sich dem 31-Jährigen ein grauenhaftes Bild. An Straßenrändern, auf Plätzen und in Kirchen lagen Körper an Körper verwundete Soldaten in verschiedensten Uniformen. Auf holprigen Karren wurden ohne Unterlass weitere Opfer hertransportiert. Dunant erlebte das Grauen des größten Waffengangs jener Zeit in seiner ganzen Brutalität.
Am Morgen des 24. Juni 1859 standen sich, von Osten und Westen herangerückt, je hundertfünfzigtausend Mann in Solferino gegenüber. Am Abend lagen vierzigtausend Tote und Verwundete auf dem Feld. Der junge Geschäftsmann vergaß seine ursprüngliche Mission und kümmerte sich um die Soldaten.
Er half, Schwerverwundete aufzuladen, verteilte den Rest seines Proviants und seiner Zigarren, sprach Mut zu und ließ Sterbende seine Nähe spüren. Am folgenden Morgen schickte er seinen Kutscher nach Brescia, um Verbandsmaterial, Lebensmittel und Raucherwaren einzukaufen. Er selbst kümmerte sich um Verwundete und Sterbende, zerschnitt seine mitgebrachten Hemden zu Verbandstoff, wusch schmutzige Wunden aus und reichte Durstigen frisches Wasser.
Professionelle Hilfe fehlte an allen Ecken und Enden, deshalb forderte Dunant Einheimische zur Mithilfe auf. Mehrere Frauen, Kinder und einige Männer halfen mit. „Sono tutti fratelli“ – wir sind alle Brüder – sagten sie zueinander und versorgten jeden Verwundeten ungeachtet seiner Nationalität.
Als Dunant erfuhr, dass die Franzosen österreichische Ärzte gefangen hielten, suchte er den französischen Herrscher auf. Er gestattete den österreichischen Ärzten an dem Hilfseinsatz teilzunehmen. Zusammen mit Dunant praktizierten diese Freiwilligen zum ersten Mal den Grundsatz des späteren Roten Kreuzes: dass alle verwundeten Soldaten neutral und somit gleich zu behandeln sind.
Zurück in Genf arbeitete er fast zwei Jahre lang wie besessen an seinem Buch "Eine Erinnerung an Solferino".
Die Solferino-Schlacht: Worum ging es?
Die Schlacht von Solferino war die Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Piemont-Sardinien, sowie dessen Verbündetem Frankreich unter Napoleon III.
Der Sardinische Krieg war ausgebrochen, weil das Königreich Piemont-Sardinien die italienischen Freiheitskämpfer in den damaligen österreichischen Provinzen Lombardei und Venetien unterstützt hatte.
118.600 Soldaten Piemont-Sardiniens und Frankreichs kämpften gemeinsam gegen etwa 110.000 Österreicher. Damit war Solferino unter den mehr als 300 Waffengängen im 19. Jahrhundert einer der größten und wohl auch grausamsten.
Die Schlacht dauerte an dem langen Sommertag buchstäblich vom Morgengrauen bis zur Dämmerung auf einer 24 Kilometer langen Front. Während man bei den meisten anderen Schlachten die Opferzahlen in etwa kennt, sind sie im Fall von Solferino unbekannt. Man geht von rund 6.000 toten Soldaten auf beiden Seiten insgesamt aus. Etwa 2.000 wurden verwundet. Es blieben etwa 12.000 Kämpfer vermisst.