Frau Brack, das DRK blickt auf zehn Jahre Projekt-Patenschaften zurück. Was verbirgt sich genau hinter diesem Modell?
Mit den Projektpatenschaften finanzieren wir besonders Hilfe für Menschen über deren Leid nicht mehr in den Medien berichtet wird, die so genannten "vergessenen Katastrophen", wie zum Beispiel aktuell in Darfur (Sudan). Es ist nicht leicht, für diese Projekte Spenden zu akquirieren. Patenschaften machen es aber möglich, dass das Rote Kreuz auch die Lebenssituation dieser Menschen langfristig und nachhaltig verbessert.
In welchen Notlagen helfen die Projekte?
Wir fördern weltweit Projekte zu insgesamt fünf Themen: Hilfe für Landminenopfer, Katastrophenvorsorge, Ernährungssicherung, Hilfslogistik sowie Projekte zur Verbesserung der Wasser- und Gesundheitsversorgung.
So erhalten zum Beispiel Menschen Sicherheit, deren Ernährung aufgrund von Katastrophen, Konflikten oder Bodenknappheit gefährdet ist oder die von Krankheiten bedroht sind, weil sie keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.
Wie hoch sind die Spenden der Paten durchschnittlich?
Schon mit fünfzehn Euro im Monat ist es möglich, als Pate Menschen in Regionen mit wiederkehrenden Katastrophen zu helfen oder in Ländern die Wasser- und Gesundheitsversorgung zu verbessern. Da es zahlreichen Paten aber ein großes Anliegen ist zu helfen, spenden viele von ihnen auch mehr, zum Beispiel 25 Euro monatlich.
Wer sind die Paten für die besonderen Projekte?
Die Paten sind besonders treue Spender und damit Partner, die für das DRK enorm wichtig sind. Viele interessieren sich für die längerfristige Entwicklungszusammenarbeit und möchten gern gezielter darüber informiert werden, wo wir ihre Spenden einsetzen und wie die Spenden die Lebenssituationen der Hilfsbedürftigen Schritt für Schritt verbessern. Auch kleinere und mittlere Unternehmen sowie einige DRK-Kreis- und DRK-Ortsvereine haben eine Projektpatenschaft übernommen.
Was erwartet mich, wenn ich eine Patenschaft übernehme?
Ich begrüße jeden neuen Paten mit einem persönlichen Schreiben, einer Patenurkunde und Informationen zum jeweiligen Patenprojekt. Zweimal im Jahr schicke ich allen Paten einen aktuellen Bericht aus ihrem Projekt.
Haben sich die Projekte im Laufe der Zeit verändert?
Vor über zehn Jahren haben wir die Patenschaften als Spenden-Projekte „mit Langzeitwirkung“ eingeführt. Seitdem wurden sie stetig weiterentwickelt. So haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, die Patenprojekte nicht mehr an einzelne Länder zu binden, sondern nach Themen mit weltweitem Bezug zu ordnen. Dadurch sind wir flexibler geworden und können das Geld dort einsetzen, wo es am dringendsten gebraucht wird.
Im Jahr 2014 haben wir auch ein neues Patenprojekt mit dem Thema „Hilfslogistik“ entwickelt, denn Logistik kommt zwar in jedem Rotkreuzprojekt vor, wird aber oft nicht wahrgenommen. Konkret: Hilfsgüter müssen nicht nur beschafft, sondern auch zu den Menschen gebracht werden. Dazu gehören nicht nur ein Flugzeug oder ein Transporter, sondern man braucht auch ehrenamtliche Helfer, die zum Beispiel Nahrungsmittelpakete oder Hygienesets an die Bedürftigen verteilen. Mit den Spenden für das neue Projekt können wir einzelne Helfer zu Multiplikatoren ausbilden, die dann wiederum freiwillige Helfer schulen. Wir können Informationsmaterialien zur Aufklärung der Bevölkerung erarbeiten und Lagerhallen für Hilfsgüter bauen. Dies alles brauchen wir, um vor Ort schnell und effektiv zu helfen.
Was ist Ihre persönliche Motivation in diesem Bereich zu arbeiten?
Als gelernte Krankenschwester und Diplompädagogin bin ich immer daran interessiert, die Entwicklung von Menschen zu fördern. Dies gilt natürlich besonders für diejenigen, deren Lebensbedingungen ein Leben ohne Hilfe von außen nicht oder nur sehr begrenzt zulassen. Diesen Menschen mit unseren Projekten Mut zu machen, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen, um ihr Leben Schritt für Schritt zu verbessern, spornt mich an. Es macht mir Freude, unseren Projektpaten an konkreten Beispielen zu zeigen, wie einfach es manchmal sein kann, den Alltag der Menschen in Krisenregionen leichter zu machen.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.